Soll ich dir ein Geheimnis verraten: Mit dem Veganwerden ist es ein wenig so, wie mit dem Kinderkriegen. Das klingt erst einmal ziemlich schräg, oder? Ist aber tatsächlich so ähnlich.
Was ich damit meine? Okay, lass es mich dir kurz erklären: es wird, wenn du dein veganes Leben beginnst, vieles nicht mehr so sein, wie vorher. Das ist zumindest auch das, was werdende Eltern immer wieder von denen zu hören bekommen, die diese Erfahrung schon gemacht haben.
Dein ganzes Leben wird binnen kürzester Zeit auf den Kopf gestellt, egal, wie gut du dich darauf vorbereitet hast. Und eigentlich möchte man das vorher nicht so recht wahrhaben.
Klar, es geht hier jetzt nicht ums Kinderkriegen, sondern „nur“ um deine Ernährung. Und natürlich wird dein Entschluss, vegan zu leben, dein Leben nicht von heute auf morgen komplett umkrempeln. Aber dennoch wird sich vieles ändern – und das in einem Ausmaß, das wirklich erstaunlich ist.
Auch ich hatte das vorher nicht für möglich gehalten und bin in das kalte Wasser gesprungen, ohne zu wissen, worauf ich mich genau einließ.
Heute weiß ich allerdings mehr darüber und möchte dich mit 5 Fragen, die du dir stellen solltest, bevor du vegan wirst, ein wenig darauf vorbereiten.
1. Was ist deine Motivation für ein veganes Leben?
Sicherlich wirst du nicht von heute auf morgen und „einfach mal so“ vegan. Du wirst ganz bestimmt einen guten Grund dafür haben oder sogar mehrere gute Gründe.
Möglicherweise hast du schon einiges über Veganismus gelesen oder dich mit vegan lebenden Menschen unterhalten. Vielleicht ist es der Tierschutz, der dir am Herzen liegt, dein Beitrag zum Umweltschutz, den du mit einer veganen Lebensweise leisten möchtest oder der Erhalt oder die Verbesserung deiner Gesundheit.
Gute Gründe, vegan zu leben, gibt es viele. Was aber ist genau deine ganz persönliche Motivation? Warum denkst du, dass ein veganes Leben das Richtige für dich ist?
Ich finde diesen Punkt immens wichtig, denn wenn du dir darüber im klaren bist, was dein ganz individueller Anreiz ist, wirst du auch in schwierigeren Momenten wissen, warum du dich für den veganen Lifestyle entschieden hast.
Insofern nimm dir gerne ein wenig Zeit, darüber nachzudenken, bevor du in dein veganes Lebens startest.
2. Bist du bereit, mehr Zeit für deine Ernährung aufzuwenden?
Klar, ein wenig Zeit muss man immer aufbringen, wenn es darum geht sich zu ernähren.
Gerade zu Beginn deines veganen Lebens wird es allerdings so sein, dass sich dein Einkaufsverhalten doch sehr verändern wird. Wenn du nicht gerade in einer Großstadt mit einem der zur Zeit noch rar gesäten veganen Supermärkte lebst, wirst zu Anfang einige zusätzliche Zeit für deine Einkäufe einkalkulieren müssen.
Du musst heraus bekommen, welcher Laden welche Produkte führt und wo man sie findet, wirst Zutatenlisten studieren und jede Menge Produkte auf ihre Tierproduktfreiheit abchecken.
Außerdem wirst du einige Zeit auf die Suche nach Rezepten und Kochbüchern* verwenden müssen, die dir gefallen. Das ist einerseits sehr spannend, kann aber andererseits manchmal auch ein wenig anstrengend sein.
Aber keine Angst: mit der Zeit wirst du deine Routinen entwickeln und die Tätigkeiten werden dir bald genau so leicht von der Hand gehen, wie zuvor.
3. Hast du Lust, über dein veganes Leben zu reden?
Ein veganes Leben polarisiert, soviel ist klar.
Ob Freunde, Eltern, Verwandte – jeder, mit dem du über deinen Entschluss reden wirst, hat eine Meinung dazu und meistens eine sehr eindeutige, sowohl im positiven wie im negativen Sinne.
Es wird Menschen in deinem Umfeld geben, die deinen Entschluss bewundern, dich darin bestärken und interessiert nach Tipps fragen und andere, die deinen Lebensstil vehement ablehnen und sich vielleicht sogar gehässig und abfällig über eine pflanzliche Ernährung äußern.
Ich kann dir eines verraten: seitdem ich vegan lebe, habe ich mich so viel über Ernährung unterhalten wie noch nie zuvor in meinem Leben. Manchmal kann das interessant und aufschlussreich sein, oftmals ist es jedoch auch ermüdend und langweilig, die immer gleichen Fragen gestellt zu bekommen und mit den immer gleichen Vorurteilen konfrontiert zu werden (Lies hierzu auch meinen Artikel „11 Fragen, die dir als Veganer immer wieder gestellt werden“).
Klar ist auf jeden Fall, dass das Thema niemanden kalt lässt und du wirst für die eine oder andere Diskussion deinen Kopf hinhalten müssen.
Auch wenn es manchmal nervt: sieh diese Gespräche einfach als Chance, andere Menschen über eine tierproduktfreie Lebensweise aufzuklären. Und wer weiß: vielleicht kannst du ja die eine oder andere Person neugierig auf ein veganes Leben machen?
4. Kochst du gerne?
So simpel diese Frage auch scheinen mag, so wichtig ist sie auch.
Ich kann dir aus eigener Erfahrung berichten, dass ich früher nicht gerne gekocht habe. Kochen war für mich eine lästige Pflicht und nicht wirklich mit Spaß und Freude verbunden.
Erst als ich zunächst Vegetarier wurde, begann ich mich, zugegebenermaßen auch etwas notgedrungen, mit dem Kochen auseinanderzusetzen und mich mit den verschiedenen Zutaten, Gewürzen und Zubereitungsformen zu beschäftigen.
Heute habe ich wirklich Spaß am Kochen. Ich habe eine gewisse Routine entwickelt, so dass mir viele Tätigkeiten leicht von der Hand gehen. Mittlerweile experimentiere ich gerne und probiere neue Dinge aus.
Sicherlich liebt nicht jeder Veganer das Kochen, doch ein bisschen Interesse daran sollte man schon mitbringen. Warum? Naja, zum einen sind vegane Fertigprodukte im Hinblick auf manche Zusatzstoffe nicht das Optimum für eine gesunde Ernährung und gehen ordentlich ins Geld, zum anderen finden sich bei den Wenigsten von uns vegane Restaurants in der Nähe. Und dann wird’s schnell schwierig mit der veganen Ernährung, wenn man selber nicht kochen kann oder will …
Außerdem kommt hinzu, dass du durch das Kochen enorm viel über Lebensmittel lernst und dich damit fast automatisch gesünder und ausgewogener ernährst.
Insofern besorg dir am besten ein Kochbuch* – und ich meine wirklich erst mal nur eines – mit einfachen Rezepten und leg los.
Ich kann dir versichern, dass sich der Spaß am Kochen mit den ersten gelungenen Gerichten wie von selbst einstellen wird.
5. Bist du bereit, dein bisheriges Leben in Frage zu stellen?
Wow! Das klingt vielleicht pathetisch!
Meinst du, es ist zu dick aufgetragen, wenn du dich fragen sollst, ob du bereit bist, dein bisheriges Leben in Frage zu stellen?
Es geht doch schließlich nur um Essen? Okay, vielleicht noch um Umwelt- und Tierschutz und … Siehst du! Die Liste wird schnell länger und länger.
Sicher hängt es allein von dir ab, aber bereite dich darauf vor, dass du neben deiner Ernährung auch bald andere Bereiche deines Lebens in Frage stellen wirst. Du wirst mit offeneren Augen durch die Welt gehen.
Vieles hat sich bei mir geändert. Ich lebe ein bewussteres Leben, in dem ich noch mehr als zuvor darauf achte, was ich der Umwelt und meinem Körper mit meiner Lebensweise antue.
Manchmal sind es kleine Dinge, wie der Verzicht auf Plastiktüten oder der Kauf von Fairtradeprodukten oder auch größere, wie das Engagement in einer Tierschutzorganisation oder das starten eines eigenen veganen Blogs, um andere Menschen für diese Lebensweise zu begeistern. 😉
Auf jeden Fall wirst du erstaunt sein, welche weiteren Türen sich öffnen, wenn du die ersten Schritte in dein veganes Leben gewagt hast.
Du machst das schon!
Wow! Das war jetzt doch nicht so ganz ohne, oder?
Die gute Nachricht ist allerdings, dass du, wenn du dich mit diesen Themen ein wenig beschäftigst, auf nicht mehr ganz so viele Überraschungen stoßen wirst, wie es mir damals passiert ist.
Zwar kommt am Ende doch immer alles anders als geplant, aber du weißt jetzt, was dein Antrieb für ein veganes Leben ist und du bist auf die wichtigsten Fragen zumindest ein wenig vorbereitet. Was kann jetzt noch schiefgehen?
Also, auf ins vegane Abenteuer! Ich bin mir sicher: du machst das schon!
Welche Frage bewegt/e dich am meisten vor dem Start in dein veganes Leben? Poste sie in den Kommentaren!
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Mittwoch, 3. Februar 2016
Toll geschrieben!
Bei mir war es vor allem immer so, dass ich Käse geliiiebt habe. Ich konnte mir VOR der Ernährungsumstellung nicht vorstellen, keinen Käse mehr zu essen.
JETZT bin ich total verliebt in meinen selbstgemachten Cashew-Chili-Käse und in alles, was man aus Cashew-Creme alles käsiges zaubern kann! 😀 …und wenn’s mal schnell gehen muss, dann gönn ich mir auch mal ’ne Scheibe fertigen veganen Käse aus der Packung. Aber selten. (Die Inhaltsstoffe sprechen für sich..)
Lieben Gruß
Katharina
Mittwoch, 3. Februar 2016
Hey Katharina!
Vielen Dank für den netten Kommentar. Der Cashew-Chili-Käse klingt ja sehr spannend! Hast du vielleicht ein Rezept für mich?
Liebe Grüße
Jens